Corona sei Dank!

Kann man an Corona auch etwas Gutes finden? Ich traue mich mal, auch wenn ich mich damit vielleicht auf Glatteis begebe, auf dem ich selbst riskiere, auszurutschen…

„Du bist ja ein Stehaufmännchen!“ (..muss ich jetzt schreiben „Stehauffrauchen“?) sagt Thomas Lopau vom MDR. Wir bereiten den Radiotalk zum Thema „Abgegrenzt – Vor einem Jahr weltweite Reisewarnung“ vor. Ja, ich bin ein Stehaufmännchen, auch wenn ich bei mir ab und zu Anzeichen von „Nee, ich bleib jetzt einfach mal liegen, hab eigentlich keine Kraft mehr für Neuanfänge und stecke doch jetzt mal lieber den Kopf in den Sand“ habe.

Ja, das hätten die Jahre sein sollen in denen ich die Früchte meiner jahrzehntelangen Arbeit trage. Seit 23 Jahren lebe ich nun hier in der schönen Toskana und habe wirklich rangeklotzt bis zum Umfallen. Und dann das… als gerade alles aufgebaut schien, ziemlich gut strukturiert, ein tragendes Netz aus Kontakten, Strukturen, Wissen und Leidenschaft… dann kam Corona und zack… alles was so unendlich mühsam aufgebaut wurde brach zusammen wie ein Kartenhaus, von so ziemlich einem Moment auf den anderen… Brach zusammen und/ oder bekam ein neues Gefüge! Vielleicht eines, das viel besser tragen könnte als das vermeintlich perfekte, bisher kreierte? Die Grenzen gingen zu, aber gingen nicht bei mir persönlich plötzlich Grenzen auf, selbstgesetzte, im Kopf?

Vor einem Jahr war ich krank, waren wir alle krank. Zuerst die Kinder, 3 – 5 Tage Husten und hohes Fieber, dann waren sie wieder fit. Bei mir zog es sich Wochen hin. Ich war zwar zuhause aber fühlte mich todsterbenskrank. Keine Ahnung, ob das schon Corona war, im Februar 2020. Fakt war, das Leben hielt mich an, hielt uns alle an. Doch fast war ich dankbar dafür. Denn wenn man im Leben immer nur rennt, hin und her hastet, verliert man manchmal den Weg aus den Augen. Und plötzlich musste ich mich fragen wo ich eigentlich hin rannte die ganze Zeit. Passte das überhaupt noch? Ich hatte es selbst nicht geschaftt, anzuhalten, und nun wurde ich dazu gezwungen, wie wir alle. Und neun, es passte nicht mehr.

Und entgegen dem, was vielleicht vernünftig scheinen würde in dieser Zeit, tat ich ganz spontan das, was ich schon längst hätte tun sollen. Ich befreite mich von allem, was mir zu viel geworden war oder mir mehr Leid als Freud` zufügte. Dazu gehörte das Schließen von vier Websites, die Trennung von meinem Mann und eine ganz wichtige Zackentscheidung (so nenne ich die Entscheidungen, die schon lange anstehen und doch vor sich her geschoben werden und dann zack, kommt der richtige Moment), ich beschloss, den Fernseher auszumachen, all´die negativen Nachrichten auszublenden und… positiv zu bleiben. Zack! Das war purer Selbstschutz, alles andere hätte mich umgebracht. Und nun weiß ich, wie wichtig Entscheidungen im Leben sind, und dass man sie umsetzen kann, wenn sie nur klar genug sind. Das hätte ich ohne Corona so drastisch nicht erfahren und auch dafür bin ich dankbar.

Wenn ich im hier und jetzt Angst habe, beeinflusse ich die Gegenwart negativ. Und wem nützt das? Ich hatte und habe drei Jungs durch diese schwierige Zeit mitzutragen. Das ist eine große Verantwortung. Und ja, sie hadern mit der Zeit und ja, sie ist nicht einfach. Und ja, sie halten mir mit einem Vorwurf in der Stimme vor: „Ach du, du bist ja immer so positiv!“. Ich nehme es als Kompliment. Vor allem wenn ich sie „trotz allem“ durchs Haus rappen sehe, schräge Lieder trällernd. Mein kleines Universum muss funktionieren! Und nur damit kann ich vielleicht ein klein bisschen dazu beitragen, dass die Welt aus dem ganzen lernt und in eine etwas andere Richtung geht als bisher, nachhaltiger, bewusster, gesünder. So weiter gehen wie bisher konnte es doch irgendwie auch nicht. Bin ich eine Träumerin? Bin ich naiv, zu naiv? Vielleicht! Ich bin eben ich.

Fühle ich mich abgekoppelt, weil die Grenzen zu sind? Ja und nein! Ich vertraue darauf, dass die wieder aufgehen und bereite mich intensiv auf diesen Moment vor. Und es gibt so viel zu tun!

Was hat mich gerettet? Hätte ich „nur“ Ferienwohnungen vermittelt wäre ich ganz schnell untergegangen und wüsste heute nicht, wovon ich leben und meine Kinder großziehen sollte. Gerettet hat mich, dass ich die Vermittlung von Ferienwohnung nie nur als Geschäft gesehen habe (… vielleicht auch ein Fehler, aber als Ossine habe ich das irgendwie nicht so richtig in dei Wiege gelegt bekommen). Mein Interesse war immer nicht nur Ferienwohnungen zu vermitteln, sondern eine ganze Gegend zu fördern, kleine, antike Dörfer wieder zu beleben, Menschen zu helfen und mit Arbeit zu versorgen! Und das hat letztendlich auch mir Arbeit verschafft in diesen schwierigen Zeiten, die ich sonst nicht überstanden hätte, und das war und ist ganz wunderbar.

Gerade rechtzeitig war mein Interesse in Richtung Immobilienverkauf geweckt worden. Dies ist jetzt genau der richtige Moment dafür. Durch Corona! Wer hätte das gedacht? Die Italiener möchten wieder mehr aufs Land ziehen, die Ausländer möchten sinnvolle Investitionen tätigen. Der Moment ist perfekt. Die Preise in der Toskana sind einfach genial günstig (Noch! Sie steigen zum ersten mal seit sieben Jahren), die Gegend bequem mit dem Auto zu erreichen, das Leben auf dem Lande gesund und safe und dieses Fleckchen Erde zählt einfach berechtigterweise zu einem der schönsten der Welt.

Abgegrenzt? Radiotalk im MDR Sachsenradio. Ich schalte mich aus der Toskana zu..
Abgegrenzt? Radiotalk im MDR Sachsenradio. Ich schalte mich aus der Toskana zu…

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