Einmal pro Jahr kommt also, wie im letzten Beitrag beschrieben, der Herr Pfarrer und segnet die Häuser. Damit kündigt sich Ostern an, es ist wieder mal soweit. In den ersten Jahren wusste ich nie wann der Herr Pfarrer kam, war entweder nicht da oder das Haus nicht unbedingt in präsentabler Kondition.
Denn ihr wisst ja, dass die Segnung in allen Zimmern, Winkeln und Ecken durchgeführt wird, ja auch das Bad ist dran, das Schlafzimmer und die Katze bekommt auch gleich noch etwas Wasser ab. Da kann ja nichts mehr schief gehen.
Mittlerweile weiß ich, wenn Nachbarin Wanda ihre Teppiche raushängt und im Dorf geschäftiges Treiben herrscht (nur der Frauen, versteht sich), dann ist es mal wieder so weit. Ich kann mich vorbereiten, was da heißt fein aufräumen, einen vorgezogenen Frühjahrsputz sozusagen machen, und den Briefumschlag mit Obulus vorbereiten, denn umsonst ist ja bekanntlich nur, ach nein, nicht mal der Tod.
In diesem Jahr allerdings waren wir nicht da und wir haben kein gesegnetes Haus. So ein bisschen unsicher fühle ich mich nun schon…
Der Palmsonntag, wie er in der Toskana gefeiert wird, liegt schon hinter uns. Hier werden keine Palmen sondern Olivenzweige in die Kirche gebracht und gesegnet. Beim Schreiben fällt mir gerade ein, dass die Kinder dieses Jahr auch keinen gesegneten Olivenzweig mitgebracht haben, na so etwas. Hm, kein gesegnetes Haus, keine gesegneten Olivenzweige und zur traditionellen Fußwaschung (nachgestellt der Fußwaschung, die Jesus seinen Jüngern angedeihen ließ) ist mein Mann in diesem Jahr auch nicht gegangen…ob das mal gut geht.
Der Karfreitag ist in der Toskana erstaunlicherweise kein Feiertag, daran kann ich mich in den 15 Jahren, die ich hier lebe, nicht gewöhnen. Aber besonders schön ist die Osterprozession in der Toskana nachts bei Vollmond bei schönen Gesängen (falls das Mikrofon nicht wieder andauernd ausfällt so wie bisher jedes Jahr) und lauen Temperaturen.
Bleibt uns, am Ostersonntag die Ostereier zu segnen und das werden wir auf keinen Fall versäumen. Die ganz großen Ostereier, die hier in der Toskana üblich sind, aus Schokolade und mit kleinen (unsinnigen) Überraschungen darinnen bringen wir natürlich nicht in die Kirche, da hätten wir auch viel zu tun, es sind meistens zwischen 9 – 12 Rieseneier, die wir jedes Jahr geschenkt bekommen.
Wir färben unsere Eier (… in diesem Jahr mit weißen Eiern, direkt aus Deutschland mitgebracht, weil es hier kaum noch welche gibt, und deutschen Ostereierfarben und Filzstiften, ja, das wollten meine Kinder unbedingt so) und gestalten hübsche Körbchen, die dann auf dem Altar gestellt werden, am Sonntagmorgen, zur traditionellen Ostermesse in der Toskana.
Die Ostereier werden gesegnet, wir werden gesegnet (ich stehe etwas in der Ecke und bekomme kein Wasser ab, hoffe aber dass es trotzdem wirkt :-), und wir bekommen auch gesegnetes Wasser mit, in moderner Verpackung versteht sich. Unser Sohn Filippo erhält die Aufgabe, damit jedes Zimmer zu wässern und so kommen wir doch noch zu einem gesegneten Haus in diesem Jahr.
Und die „Schiacciata di pasqua“, der typische toskanische Osterhefekuchen wird natürlich auch gesegnet. Ich wollte euch ein schönes Foto davon machen, musste aber gerade feststellen, dass sie schon aufgegessen wurde, so gut war sie. Hier haben wir aber einen typischen Osterrosinenkuchen, gesegnet natürlich. Davon muss ich nun unbedingt ein Stück abbegkommen.
Ein typisches Osteressen in der Toskana ist natürlich das Osterlamm. Ihr seht natürlich sofort, dass hier etwas nicht stimmt. Jawohl, ich habe auch hier toskanische Bräuche mit deutchen (… noch schlimmer: österliche toskanische mit weihnachtlichen deutschen Bräuchen) gemischt: Lammkeule mit grünen Klößen… die gibt es bei uns eigentlich nur Weihnachten, aber uns war einfach danach…
Und was gibt es dazu zu trinken? Natürlich unseren 1. selbstgemachten Weißwein, limitierte Auflage von 22 Litern, nun wird er endlich aufgemacht. Demnächst folgt eine komplette Beschreibung der Weinherstellung in der Toskana, 2 Beiträge dazu gab es bereits. Was soll ich sagen? Er ist natürlich der beste Wein, den ich je in meinem Leben in der Toskana (oder überhaupt?) getrunken habe 🙂
Salute! Prost!
Ganz ausführliche Geschichten zu Ostern, und viele mehr natürlich, gibt es in meinem Buch „Einmal Toskana und nie wieder zurück“ oder „La dolce vita a Lari“, gern bei mir direkt oder hier bestellen.
Zu Ostern ist die Toskana auf jeden Fall eine Reise wert, die Osterbräuche in Italien bzw. hier in der Toskana sind sehr interessant, das Osterfest wird in der Toskana sehr festlich begangen und es geht mehr um kirchliche Traditionen und Bräuche in der Toskana als um Ostereiersuchen und den Osterhasen. Meine Kinder haben Glück und können beide Bräuche und Traditionen leben. Uralub in der Toskana zu Ostern bedeutet auf jeden Fall etwas ganz Besonderes, insofern man sich darauf einlässt.
Ich wünsche allen ein frohes Osterfest und freue mich darauf, euch hoffentlich bald hier in den Ferienwohnungen in der Toskana begrüßen zu dürfen.
Herzliche Grüße aus der Toskana e buona pasqua,
Kristina
Und hier noch ein paar Frühlingsimpressionen aus der Toskana von einem herrlichen Ostersonntag: Strahlend blauer Himmel, Sonne, laue Luft und alles blüht gerade meinem Rosengarten in der Toskana:
